Verfahren gegen die Spiele-App eingeleitet

“Jan Böhmermann berichtete in seiner Sendung Neo Magazin Royale über die gezielte Glücksspiel-Ansprache an Jugendliche. Jetzt wurde die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien aktiv.

Köln. Die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien hat ein Verfahren gegen die Spieleapp “Coin Master” eingeleitet. Sie reagiert damit auf zahlreiche Anträge und Beschwerden, die bei der Prüfstelle eingegangen waren. Die als Abenteuerspiel beworbene App bediene sich glücksspielartiger Mechanismen und verleite Minderjährige dazu, viel Geld für das Spiel auszugeben. Jan Böhmermann hatte den Anstoß zur Prüfung des Online-Spiels gegeben.

Jan Böhmermann ruft Zuschauer zum Handeln auf

Der Satiriker selbst konnte zwar keinen Antrag stellen – das dürfen nur Ämter oder Bildungseinrichtungen -, rief in seiner Sendeung Neo Magazin Royale aber alle Berechtigten dazu auf. “Wenn Sie bei der Polizeibehörde arbeiten oder beim Zoll, beim Finanzamt oder sogar Ordnungsamt, wenn Sie als Lehrer an der Schule oder in einer anderen staatlichen Bildungs- oder Jugendeinrichtung arbeiten:  Sie können bei der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien einen Antrag auf Indizierung von simulierten Glücksspiel-Apps stellen.”

Dieser Aufforderung sind etliche Zuschauer in diesen Ämtern nachgekommen, sodass sich die Prüfstelle nun mit diesem für sie eher ungewöhnlichen Fall befassen muss. Die Gefährdung ergibt sich hier nämlich nicht aus einem gewaltverherrlichenden oder pornografischen Inhalt, sondern liegt beim Geschäftsmodell.

Das Spiel verleitet zum Geld-Ausgeben

Doch worum geht es bei “Coin Master” eigentlich? Das Spiel ist relativ simpel. In verschiedenen Umgebungen sollen Dörfer aufgebaut werden – Level um Level baut man sich so nach oben, wenn ein anderer Spieler einen nicht angreift und das Dorf zerstört. Für die Spielzüge benötigt man Spiel-Münzen, die über einen Spielautomaten, einen einarmigen Banditen, gewonnen werden. “Fünf Mal kann man drehen”, erklärt Böhmermann. Danach muss eine Stunde gewartet werden – oder man kauft sich durch reales Geld weitere Drehversuche und Items.

Monatelang war “Coin Master” vom Entwickler Moon Active auf Platz eins der Online-Spiele-Charts und wurde weltweit über 50 Millionen Mal heruntergeladen. Das kommt nicht von Ungefähr: In Deutschland wird die Spiele-App von bekannten Promis beworben: Daniela Katzenberger mit Ehemann Lucas Cordalis, dem Youtube-Star Simon Desue, der Influencerin Bibi – jedes vierte Kind unter 14 Jahren kennt sie – oder auch Dieter Bohlen.

Groß angelegte Bewerbung durch deutsche Promis

“Mega”, befindet Böhmermann in typischer Bohlen-Manier. Es würde ihn nicht wundern, wenn jetzt noch Pietro Lombardi dazukäme und einen Coin Master-Song singe. “Schau mich an, ich bin der Coin Master”, singt dieser im eingeblendeten Video-Schnipsel zugleich drauf los – zu der gewohnten Gitarrenmusik mit Samba-Rhythmik.

“Das ist so ein Werbespot, der einen mit so einem ganz besonderen, so einem ganz ungewöhnlichen Gefühl zurücklässt”, sagt Böhmermann. Einerseits bekomme man Lust, sexy zu tanzen, andererseits eben auch Ekel.

Süße Tierchen, coole Comic-Figuren – doch kein Spiel für Kinder

Die kindgerechte Aufmachung des Spiels mit seinen süßen Haustieren, die gefüttert werden wollen, und den coolen Comic-Figuren, richtet sich offensichtlich an Kinder und Jugendliche. Wie darf das sein? Noch bis vor Kurzem gab es bei dem Spiel nicht einmal eine Altersbeschränkung. Mittlerweile wurde sie auf 17+ geändert – ob das Kinder und Jugendliche aber davon abhält, das Spiel zu spielen, darf stark bezweifelt werden.

Dass bislang keine strengeren Einschränkungen unternommen wurden, liegt auch daran, dass das Spiel nicht zu den Glücksspielen gezählt werden kann. “Echtes Glücksspiel  zeichnet sich durch drei Merkmale aus: Geldeinsatz, Geldgewinnmöglichkeit und ein Spielausgang, der auf Zufall basiert”, wird Tobias Hayer, Glücksspielforscher an der Universität Bremen, bei Neo Magazin Royale zitiert.

Bei Coin Master handele es sich um eine Art simuliertes Glücksspiel. Hier fehle mindestens eine dieser Eigenschaften. Richtig, denn hier werde zwar echtes Geld ausgegeben, doch kein echtes Geld gewonnen, so Böhmermann. Zudem könne der Spielebetreiber selbst steuern, ob der Spieler am Automaten Münzen gewinnt – das alles habe sogar noch weniger mit Glück zu tun als echtes Glücksspiel, so Böhmermann weiter. Fun-Fact am Rande: Level 205 Level sei die Spielhalle.”

Quelle: nw.de

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